Chronik

Kurz nach Beendigung des zweiten Weltkrieges begannen die Trachtenvereine bereits mit ihrer Neuorganisation. Alfred Spissak übernahm wieder die Leitung des OTV, Heinrich Obkirchner unterstützte ihn. Die Volkstanzgruppe der Österr. Alpine Montangesellschaft übernahm die Vorbereitung für das Verbandsfest im Jahre 1949, bei dem Unterrichtsminister Dr. Hurdes die Festansprache hielt. Im Rahmen dieses Festes widmete man Baron Franz Mayr-Melnhof die Verbandsstandarte. Der Erfolg dieses Trachtentreffens war groß und sein Haupt-organisator, Matthias Leitner wurde zum neuen Verbandsobmann gewählt. Mit seinen Mitarbeitern begann er die Vorbereitung zum großen 3. Österr. Bundestrachtentreffen. Bundespräsident Dr. Theodor Körner war persönlich anwesend und viele Leobner erinnern sich noch heute an diese Veranstaltung.


Als im Jahre 1956 Ferdinand Sams zum neuen Verbandsobmann gewählt wurde, war es ihm klar, dass er neue Wege beschreiten müsse: Er wollte die Zusammenarbeit der Vereine stärken, um zukünftige Aufgaben besser bewältigen zu können. Die Mitgliedsvereine sahen diese Notwendigkeit ein, da die Zusammenarbeit von oben nach unten und umgekehrt die Arbeit erleichterte. Die Zusammenarbeit mit dem Obersteirischen Kulturbund wurde weiter ausgebaut. 1957 gab es zum ersten Male den „Tag der Steirer“. Im Zuge des steirischen Gedenkjahres 1959 führten die Trachtenvereine unseres Gebietes eine sogenannte „Flurbereinigung“ mit einer Vereinfachung der Vereinsnamen, Grußänderungen, Satzungsänderungen und Baumpflanzungen durch und entwickelten ein systematisches Schulungssystem. So gab es neben den allgemeinbildenden Kursen auch Fachschulungen für Kassiere, Schriftführer, Jugendbetreuer, Tanzleiter und Sprecher. Als der Obersteirische Trachtenverband im Jahre 1964 seinen 40jährigen Bestand mit einer Festveranstaltung feierte, wurde die zweite langjährige Planungsphase eingeleitet. Die Trachtenvereine haben sich seit dieser Zeit sehr intensiv mit Gegenwartsfragen beschäftigt und vor allem der Jugendarbeit einen besonderen Platz eingeräumt: Rasch entstanden überall in den Vereinen Jugendgruppen. Betreuer und Jugendführer fanden sich zu Schulungen zusammen. Als eine weitere Hauptaufgabe sehen wir die Erwachsenenbildung an und veranstalten regelmäßig Lichtbildervorträge, Fahrten, Vortragsreihen, Gruppenarbeiten und Schulungen. Die Zusammenarbeit mit dem Steirischen Volksbildungswerk brachte es mit sich, dass seit dem Jahre 1971 jährlich eigene Seminare abgehalten werden.

 

Eine besondere Dokumentation war die Festveranstaltung anlässlich des 50jährigen Bestandes im Jahre 1974. Neben österreichischen Gruppen nahmen auch Delegationen aus dem Ausland teil, wodurch die internationalen Verbindungen des Verbandes unterstrichen wurden.
Seit Mai 1967 erscheint die Verbandszeitung unter dem Titel „Unser Weg“. Diese Zeitung dient als Schulungs- und Informationsblatt.
Neben dem Brauchtum im Jahreskreislauf schenken wir auch dem Lebenskreislauf besondere Beachtung. Gegenseitige Hilfeleistung und Krankenbesuche gehören genauso dazu wie Gratulationen zu den verschiedensten Anlässen.

 

Friedrich Stradner trat im Jahre 1992 in die Fußstapfen von Ferdinand Sams. Für ihn sind neben den traditionellen Aufgaben der Trachtenvereine qualifizierte Jugendarbeit und eine zeitgemäße Arbeit in den Vereinen besonders wichtig: Eine seiner ersten Taten als Verbandsobmann war die Anschaffung einer EDV-Anlage. Das 70jährige Jubiläum im Jahre 1994 wurde als Internationales Trachtenfest mit 11 Nationen gestaltet und war ein Höhepunkt im volkskulturellen Geschehen, nicht nur unseres Bundeslandes, sondern österreichweit. Neben diesem großen Trachtenfest gab es in diesem Jubiläumsjahr eine Fülle weiterer Veranstaltungen, unter anderem einen Sänger- und Musikantenstammtisch und das Sonnwendfeuer am Leobner Hauptplatz. Die Feierlichkeiten zum 70jährigen Jubiläum wurden mit einem „Spaziergang durch die Steiermark“ in Form einer Präsentation von Tanz, Gesang, Musik und Trachten abgeschlossen. Dabei versuchte man immer die Arbeit der Trachtenvereine zu hinterfragen und sie an die Erfordernisse der heutigen Menschen unserer Region anzupassen.
Die Stärkung der Volksmusik und die Dokumentation unserer Arbeit wurden weitere erfolgreiche Schwerpunkte. So konnten wir mit Zuversicht das neue Jahrtausend begrüßen und unser 80jähriges Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen feiern. Nach dem historischen Maibaumaufstellen (in historischen Trachten und Uniformen) zeigten wir die Vielfalt der steirischen Volksmusik bei einem Volksmusikkonzert am Hauptplatz Leoben am Vorabend des „Tages der Steirer“, welcher als Sternfahrt der steirischen Trachtenvereine nach Leoben von uns gestaltet wurde. Der Schwerpunkt in diesem Jubiläumsjahr und zugleich auch der Höhepunkt war das Kinder und Jugendfolklorefestival mit 6 Nationen im August 2004 in Leoben und in der gesamten Obersteiermark. 180 Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Kinder- und Jugendgruppen aus Österreich zeigten, dass in der Volkskultur Friede keine Illusion, sondern eine Selbstverständlichkeit ist.

 

Seit 2013 ist Brigitte Seebauer die neue Obfrau des OTV. Sie hat sich vorgenommen, intensive Jugendförderung und zeitgemäßes Brauchtum, die Anliegen ihrer Vorgänger, weiterzuführen. Daneben will sie sich aber ganz besonders um die Vielfalt der steirischen Volkskultur bemühen. Wenn es uns nämlich gelingt in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür zu schaffen, auf welchen traditionellen Werten unsere steirische Volkskultur beruht, und warum sie es wert ist, in allen ihren Facetten bewahrt zu werden, wird sie niemals zur bloßen Bühnenpräsentationen für Touristinnen und Touristen verkommen, sondern immer einen Platz im Leben der Steirerinnen und Steirer haben.

 

Nun stehen wir 2014 wieder vor einem Jubiläumsjahr und die Auftaktveranstaltung wird, wie es schon Tradition ist, auf dem Leobner Hauptplatz stattfinden. Daneben werden wir in der gesamten Region mit Veranstaltungen unserer Vereine dieses Jubiläum würdigen: Mit einem steirischen Kochkurs, offenen Kinder- und Jugendtanznachmittagen, offenen Volkstanzen, Musikstammtisch, Brauchtumsveranstaltungen (Maibaumaufstellen) und Heimatabenden oder Trachtenvorstellungen wollen wir zeigen, was steirische Volkskultur ausmacht.
In einer globalen Welt wird es immer wichtiger sein seine Identität zu bewahren und dazu ist die Volkskultur ein wichtiger Bestandteil. Diese in die neue Zeit zu tragen entspricht sicher auch dem Gedankengut Erzherzog Johanns, der uns immer ein Vorbild war und sein wird.